Xbox Series X im Hands-On
Der Start einer neuen Konsolengeneration ist immer etwas ganz besonderes. Für alle Videospiele aber natürlich auch für uns Redakteure. Doch 2020 ist alles anders, auch die Welt der Videospiele. Keine E3 Messe der Superlative, keine Preview Events dafür monatelang ein Live-Stream Termin nach dem anderen.
Diese neue Xbox Generation ist bereits seit rund zweieinhalb Wochen in Form einer Xbox Series X zum testen gelandet. Genug Zeit um die Hardware und die erste Software für euch genau unter die Lupe zu nehmen.
Stanley Kubrick lässt grüßen
Die Verpackung der Xbox Series X ist durchdacht und wirkt extrem wertig. Ein ähnliches “Auspack Erlebnis” bieten sonst etwa nur die Produkte von Apple. Klappt ihr den Karton auf, ist das Zubehör in einer extra ausziehbaren Lade verpackt und vor Euch liegt in einem Schutzstoff eingehüllt die Konsole. Angesichts des geradlinigen schwarzen Monolithen Design kann man beim ersten in die Hand Nehmen fast schon Richard Strauss “Also sprach Zarathustra”, das in der ikonischen Szene aus 2001: Odyssee im Weltraum, in seinem geistigen Ohr hören. Natürlich ist Design auch immer Geschmackssache. Fakt ist, dass die Konsole mit ihren 15,1 cm x 15,1 cm x 30,1 cm eigentlich ziemlich kompakt wirkt und sowohl senkrecht als auch waagerecht in einem modernen Wohnzimmer Set-up einen guten und hochwertigen Eindruck macht. Auch an der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern, allerdings sieht man auf der matten Kunststoffoberfläche sehr schnell Fingerabdrücke. Mit einem handelsüblichen Pflegetuch sind diese aber schnell wieder entfernt. Geschickt ist auch die grüne Lackierung der Röhren des Abluftgitters an der Oberseite der Konsole, dies erweckt je nach Blickwinkel den Optischen Effekts von leuchtenden grünen LEDs.
Nehmt ihr die Konsole in die Hand, so stellt ihr fest, dass diese ein ordentliches Gewicht von 4,46 Kilogramm auf die Waage bringt. Einen Pluspunkt gibt es für ein Detail auf der Rückseite der Konsole, dort befinden sich natürlich die meisten Anschlüsse und jeder hat eine haptische Markierung in Form von spürbaren Punkten. Dadurch könnt ihr auch einmal ein Kabel umstecken ohne direkten Blick auf die Rückseite zu haben und ohne zuerst 3 falsche Anschlüsse auszuprobieren, bis ihr etwa in den richtigen USB Anschluss trefft. Natürlich ist dies vor allem für Menschen mit Sehbehinderung von Vorteil, doch bei unserem Test erleichterte dieses Feature auch uns das Einstecken eines USB-Sticks. Auf jeden Fall eine gute Sache!
Wie laut? Wie heiß?
Zuerst gilt es, einen geeigneten Platz für eure neue Konsole zu finden. Ihr könnt, wie beschrieben, die Konsole vertikal aufstellen oder auch horizontal platzieren. Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Konsole ordentlich Platz hat. Denn die ordentliche Power der Xbox Series X und die eher kompakte Bauweise sorgen dafür, dass ordentlich Wärme unter Volllast entsteht. Die erste gute Nachricht ist, durch das raffiniert geteilte Motherboard-Design und dem großen Lüfter entstehen keine Hitzeprobleme, wenn ihr die Konsole richtig aufbaut. Die zweite gute Nachricht ist, das Ding ist extrem leise. Ohne Disk im Laufwerk konnten wir gerade mal 38 – 39 dB im Büro messen. Das ist geradezu nichts, jede Festplatte ist da deutlich lauter, ihr hört, wenn ihr die Konsole etwa dicht bei euch am Schreibtisch stehen habt, ein leichtes Rauschen des Lüfters. Dagegen ist selbst die Xbox One X deutlich mehr zu hören.
Der Controller
Der Xbox One Controller ist für viele der beste Standardcontroller der letzten Generation und so hat sich Microsoft dazu entschlossen, bei der neuen Generation sich vor allem auf Detailverbesserungen zu konzentrieren. So geht es hier oft um Dinge, die man erst am zweiten Blick sieht, die sich beim Spielen aber als erheblicher Vorteil herausstellen. Der Controller wirkt im neuen Design nun deutlich mehr aus einem Guss und bei der schwarzen Variante hat man sich nun für einen matten Kunststoff entschieden, der deutlich weniger Fingerabdrücke und Schlieren nach dem Gebrauch aufweist. Sofort sieht man, dass sich etwas mit dem digitalen Steuerkreuz getan hat. Sie war der Schwachpunkt des Xbox 360 Controllers, wurde für die Xbox One stark verbessert und nun setzt man mit dem vom Elite-Controller geborgten Teller-Design hier noch einmal an. Gerade für Beat ém Ups und Retro 2D-Games ein großer Pluspunkt, dabei klicken die Eingaben deutlich lauter und ihr könnt auch “Zwischeneingaben” wie links-oben schneller und genauer ansteuern.
Das Joypad ist etwas schwerer als das der Xbox One und liegt ausgezeichnet in der Hand, dank der nun gerippten Rückseit fühlt sich das Ganze aber noch besser und rutschfester an. Auch die beiden Trigger wurden leicht verändert und sind nun etwas schmaler, davon profitieren vor allem Spieler mit kleineren Hände. Zusätzlich haben sie nun eine leicht genoppte, rauere Oberfläche. Wer öfter mal ein Video oder einen Screenshot teilen möchte, wird sich zudem über den nun vorhandenen zusätzlichen Share Button freuen. Auch soll der Controller nun deutlich schneller, also latenzfreier, an die Konsole angebunden sein, aber ehrlich gesagt, hatte ich damit bei der Xbox One bzw. deren Controller nie ein Problem. Die eine oder andere Nanosekunde ist da aber sicher drin und dürfte etwa in Streaminggames einmal ein Vorteil werden. Schön ist auch, dass ihr sämtliche Xbox One Controller auch auf der Xbox Series X/S als Zweit- und Dritt Controller weiterverwenden dürft.
Die Xbox Series X im Technik-Check
PROZESSOR
CPU: 8-Kerne bei 3,8 GHz (3,66 GHz mit SMT) Custom Zen 2-CPU
GPU: 12 TFLOPS, 52 CUs bei 1,825 GHz Benutzerdefinierte RDNA 2-GPU
SOC-Matrizengröße: 360,45 mm
Prozess: 7 nm verbessert
ARBEITS- UND FESTPLATTENSPEICHER
Arbeitsspeicher: 16 GB GDDR6 mit 320 Bit-wide bus
Speicherbandbreite: 10 GB @ 560 GB/s, 6 GB @ 336 GB/s.
Interner Speicher: 1TB Custom NVME-SSD
E/A-Durchsatz. 2,4 GB/s (Raw), 4,8 GB/s (komprimiert, mit maßgeschneidertem Hardware-Dekomprimierungsblock)
Erweiterbarer Speicher. Die Unterstützung für 1-TB-Seagate-Erweiterungskarte für Xbox Series X|S entspricht genau dem internen Speicher (separat erhältlich). Unterstützung für externe USB 3.1-Festplatte (separat erhältlich).
VIDEOFUNKTIONEN
Spielauflösung. True 4K
High Dynamic Range. Bis zu 8K HDR
Optisches Laufwerk. 4K UHD Blu-Ray-Laufwerk
Leistungsziel. Bis zu 120 FPS
HDMI-Funktionen. Automatischer Modus für niedrige Latenz. Variable HDMI-Bildwiederholrate. AMD FreeSync.
SOUND-FÄHIGKEITEN
Dolby Digital 5.1
DIRT 5.1
Dolby TrueHD mit Atmos
Bis zu 7.1 L-PCM
PORTS UND VERBINDUNG
HDMI. 1 x HDMI 2.1-Anschluss
USB. 3 x USB 3.1 Gen 1-Anschlüsse
Wireless. 802.11ac dual band
Ethernet. 802.3 10/100/1000
Zubehörfunk Spezielles Dualband Xbox Wireless
GEHÄUSE
Abmessungen 15,1 cm x 15,1 cm x 30,1 cm
Gewicht 4,46 kg
Games, Games, Games
Schaltet ihr die Xbox Series X das erste Mal ein, stehen euch 802 GigaByte (GB) der internen SSD zur Verfügung. Das ist eine ganze Menge, aber auch gar nicht mal soviel. Ein Beispiel: Alleine das NextGen-Upgrade von Forza Horizont 4 bringt rund 65 GB auf die Waage und es gibt auch Spiele, die schon mal 100 oder gar 200 GB Platz brauchen. Abhilfe schaffte die offizielle 1TB Speichererweiterung, die aber mit ca. 250 Euro noch ordentlich zu Buche schlägt. Alternativ darf über die USB 3.1 Büchsen auch eine externe Festplatte oder SSD angeschlossen werden. Da diese dann mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten betrieben werden, steht die Möglichkeit nur für abwärtskompatible Spiele zur Verfügung nicht aber für Xbox Series S/X Spiele. Allerdings könnt ihr Spiele, die ihr länger nicht spielt, aber auch nicht erneut herunterladen wollt, auf die langsamere externe Platte auslagern und vor dort wieder in den internen SSD-Speicher schieben, wenn ihr sie wieder spielen wollt. Das dauert zwar auch schon mal gerne (je nach Platte und Größe des Spiels 10-30 Minuten), ist aber deutlich schneller als ein erneuter Download.
Die Xbox Series X bietet eine grundlegend andere NextGen-Erfahrung als andere Konsolenwechsel zuvor. Nicht nur könnt ihr so gut wie alle Xbox One Spiele sowie alle Xbox Classic und Xbox 360 Games, die auch auf der Xbox One liefen, spielen, sondern sämtliche Games profitieren sofort und ohne extra angepasst zu werden, von den neuen Fähigkeiten der Konsole. Schnelle Ladezeiten, ein sehr gutes Upscaling und ein automatisches HDR-Feature machen Laune, die eine oder andere alte Perle neu zu erleben. Bei Classic und XB360-Titel, die ihr auf Disc habt, ladet das System automatisch das komplette Spiel als kompatible Datei herunter, Xbox One Games laufen von Disc oder werden von dort installiert und müssen dann nur geupdatet werden.
Spiele, die keinen Framelock haben, profitieren enorm von der CPU- und Grafik-Power und werden auf butterweiche 60 Frames gepusht. (Insgesamt stehen euch zum Start rund 1.100 kompatible Spiele zur Verfügung). Selbst wenn ihr eine Xbox One X hattet, das hebt das Thema Abwärtskompatibilität auch in Richtung der ersten beiden Xbox Generationen auf ein ganz anderes Level!
30 Games stehen zum Start am 10. November bereits optimiert und oftmals über Smart Delivery zur Verfügung. Heißt, habt ihr das Spiel schon für die Xbox One bezahlt, bekommt ihr kostenlos die optimierte Xbox One Version. Dies gilt nicht nur für diese 30 Games, viele weitere wie Cyberpunk 2077, The Witcher 2 oder Halo: Infinite folgen in den nächsten Monaten. Ihr bekommt neue Effekte wie Raytracing. Auch euren Spielstand nehmt ihr natürlich mit, startet ihr das Spiel, holt das System in wenigen Sekunden euer letztes Save-Game und startet exakt an dieser Stelle.
Die Sache mit der SSD
Habt ihr euch erst einmal an die schnellen Ladezeiten der Custom NVME SSD gewöhnt, ist eine Rückkehr zu langsameren Festplatten nur noch schwer denkbar. Jedes von uns getestete Spiel profitiert von diesem Feature, auch bei nicht optimierten Games spart ihr oftmals 20 und mehr Sekunden. Das summiert sich schnell und bringt euch effektiv mehr Spielzeit und auch weniger Frust, wenn ihr einmal scheitert und ein Level neu laden müsst. Gerade bei den optimierten Xbox Series X/S Games könnt ihr euch erwarten, dass diese noch mehr von der SSD profitieren.
Quick Resume
Noch so eine Sache, an die ihr euch extrem schnell gewöhnen werdet, ist Quick Resume! Dabei könnt ihr wirklich sehr schnell zwischen mehreren Games hin und herwechseln, deren kompletter Status auf der SSD hinterlegt ist. Dadurch habt ihr den Eindruck, die Spiele laufen fast schon parallel. Unterstützt das Spiel schon diese Funktion, wechselt ihr mit Druck auf die Menü-Taste in ca. 10 Sekunden durch die – im Moment bis zu vier – geöffneten Games. Nutzt ihr dieses Feature, habt ihr noch ein weiteres Benefit, selbst wenn ihr die Konsole komplett ausschaltet, könnt ihr so an exakt die Stelle springen, an der ihr das Spiel verlassen habt.
Das Dashboard der Xbox Series X
Die Benutzeroberfläche der Xbox Series X unterscheidet sich praktisch nicht von der aktuellen Version des Xbox Dashboard auf der Xbox One. Allerdings hat man diese erst vor kurzem eingeführte Oberfläche auch mit der neuen Xbox Generation im Hinterkopf eingeführt. Sofort fällt auf, dass alles extrem schnell und snappy von der Hand geht und sich die wichtigsten Funktionen und Menüpunkte schnell finden lassen. Zusätzliche Funktionen, wie die Übersicht der gerade aktuellen Quick Resume-Games oder die Möglichkeit bei unterstützen TVs die 120-Hz-Anzeige zu aktivieren, sind gut integriert worden.
Das erste Fazit
Die Xbox Series X ist ein tolles Stück Hardware und sie ist vor allem eine neue Xbox mit zahlreichen Verbesserungen und Komfort-Features. Den richtigen NextGen-Kick gibt es hier zu Beginn kaum, die Konsole macht sogar das gleiche Geräusch, wenn ihr den Button zum Einschalten drückt. Ihr habt eher das Gefühl, nach Hause zu kommen und in eurer Abwesenheit wurden einige Dinge verbessert und renoviert. Das dürfte sich aber schnell ändern, wenn die Spiele die stärkere Hardware besser ausnutzen, einige optimierte Games zeigen dank schicker Raytracing-Effekten schon, in welche Richtung es gehen wird. Hat man aber einmal die schnelleren Ladezeiten, die stabilen Bildraten und Dinge wie Quick Resume erlebt, möchte man darauf nicht mehr verzichten. Das ausgezeichnete Xbox One Joypad wurde noch einmal an vielen Ecken verbessert und geschliffen und auch sonst scheint es, man hätte bei Microsoft einfach auf die Spieler gehört. Zusammen mit den Game Pass läutet man hier die nächste Generation auf vielen Ebenen ein. Wirkt es auf den ersten Blick so, als habe sich gar nicht so viel geändert… so könnte diese Generation größere Veränderungen bringen als der Wechsel von Modul-Systemen hin zu CD-Rom Systemen. Auf jeden Fall bin ich mir jetzt schon sicher, dass diese Generation deutlich spannender wird als die aktuelle. (Shock²)
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